Vertrauen in Zeiten der Permavolatilität

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Vertrauen in Zeiten der Permavolatilität

Weltweit politische Unsicherheiten wie auch die Transformation von Wirtschaftszweigen und Geschäftsmodellen halten die Welt in Atem. Können Anlegende den Unternehmen weiterhin uneingeschränkt vertrauen?

von Kay Bommer, Geschäftsführer des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband

Wir leben in aufregenden Zeiten. Anlegende wissen oft nicht, welche Krise sie zuerst in der Anlagestrategie berücksichtigen sollen. Seien es die Umwälzungen durch demografischen Wandel und Fachkräftemangel, die Herausforderungen – aber auch Chancen – durch künstliche Intelligenz oder die Gefahr durch Cyberattacken und Fake News. Dazu kommen ein immer unübersichtlicher werdender Mediendschungel und das ambivalente Verhältnis zu den sozialen Medien.

Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des WDR werden soziale Medien mehrheitlich, auch bei den 18- bis 34-Jährigen, für eher nicht oder gar nicht glaubwürdig gehalten. Dennoch bilden sie häufig die Hauptinformationsquelle für wichtige Entscheidungen. Dieses Phänomen ist längst auch auf dem Kapitalmarkt zu beobachten.

Aufgabengebiet im Wandel
Für börsennotierte Unternehmen bedeutet diese Entwicklung zweierlei. Zum einen müssen sie mit ihren Geschäftsmodellen Schritt halten. Zum anderen müssen sie ihre Finanzkommunikation anpassen. In den letzten 30 Jahren hat sich das Berufsbild der Investor Relations (IR) stetig gewandelt und die Anforderungen an sie sind kontinuierlich gestiegen. Regularien haben sich ausgeweitet und verfeinert. Die digitale Disruption bringt neue technische Möglichkeiten mit sich, die mit erhöhten Ansprüchen an Genauigkeit, Transparenz und Echtzeitreaktionen einhergehen. Um Privatanlegende zu erreichen, haben Avatare, Chatbots, Social-Media-Auftritte und die Zusammenarbeit mit Finfluencern in den Alltag der IR- Abteilungen Einzug gehalten.

Das veränderte Aufgabengebiet spiegelt sich auch in der wachsenden Anzahl der IR-Mitarbeitenden je Unternehmen wider. Übten 2004 in etwa zwei Drittel aller Unternehmen lediglich ein bis zwei Personen die IR-Funktion aus, ist 2025 der Anteil der Unternehmen mit Minimalbesetzungen auf weniger als die Hälfte gesunken (vgl. DIRK Trendbarometer Frühjahr 2004 zu Frühjahr 2025). Der personelle Anstieg zeigt sich insbesondere im MDAX und SDAX, wohingegen der DAX schon immer große IR-Abteilungen aufwies.

Kommunikative Herausforderung
Seit einiger Zeit erschweren politische Schlingerkurse es den Unternehmen, stabile Aussagen zu treffen. Dabei markiert die unklare Zollsituation mit den USA nur die Spitze des Eisbergs. Sie macht belastbare Prognosen so gut wie unmöglich, die sich innerhalb von Stunden als obsolet erweisen können.

Ebenso massiv hat die Nichtumsetzung der Richtlinie der Europäischen Union zur Berichterstattung von Nachhaltigkeit in Unternehmen in deutsches Recht die IR-Abteilungen in Erklärungsnot gebracht. Sie haben sich jahrelang darauf vorbereitet, einen wirklich guten und inhaltsschweren Nachhaltigkeitsbericht nach eben dieser Richtlinie zu veröffentlichen. Und plötzlich war nicht mehr klar, ob dadurch nicht das weiterhin geltende Recht verletzt wird.

Kurs halten in unsicheren Zeiten
In dieser Situation haben es Anlegende nicht leicht, den Überblick zu behalten. Es ist unumgänglich, dass sie sich anhand qualitativ hochwertiger Berichterstattung ein eigenes Bild von dem Unternehmen verschaffen, in welches sie ihre Investitionen tätigen wollen. Moderne Kommunikationsformen sind für IR-Abteilungen letztlich nur die Vehikel bei der immer gleichen Aufgabe, Vertrauen ins Unternehmen aufzubauen und eine realistische Wahrnehmung und Bewertung des Unternehmens am Kapitalmarkt zu erzielen.

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