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Die besondere Rolle der "Bondholder Identification"
Es wird seit Jahren gefordert, dass Unternehmen Eigenkapital- und Fremdkapitalinvestoren gleichbehandeln sollen. Während die Unternehmen ihre Top-50-Aktionäre jedoch genau kennen, ist dies bei den Fremdkapitalinvestoren eher die Ausnahme.
von Christof Schwab, Director Business Development, Sales & Strategy bei Computershare Deutschland
Die Transparenz über Anleiheinvestoren endet für viele Unternehmen am Emissionstag. Sie wissen zwar, wer die Anleihe ursprünglich gezeichnet hat, aber nicht, von wem die Anleihen nach fünf Jahren gehalten werden. CMi2i, ein Tochterunternehmen der Computershare-Gruppe, schätzt auf Basis mehrerer Hundert Bondholder-IDs, dass weniger als 25 % der Anleihen von der Zeichnung bis zur Fälligkeit von denselben Anlegern gehalten werden.
Viele Fonds, die als Anleihekäufer auftreten, haben ihr Investmentspektrum eingegrenzt. Sie selektieren nach Bonität, Fälligkeit oder auch ESG-Kriterien. Wenn die Investitionskriterien nicht mehr erfüllt sind oder Zinsprognosen sich ändern, bauen diese Fonds ihre Positionen ganz oder teilweise über den Sekundärmarkt ab. Das Portfoliomanagement erfolgt wegen der Größe der Positionen und der im Vergleich zu Aktienmärkten geringeren Liquidität sehr langfristig. Und das Hedging von Anleihen ist deutlich schwerer als das Hedging von Aktien, daher ist ein aktives Portfoliomanagement ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unternehmen erfahren meist aber nichts über die Käufe oder Verkäufe ihrer Anleihen am Sekundärmarkt.
Integrierte Investorenansprache
Es gibt Aktionäre, die nicht nur Aktieninhaber des Unternehmens sind, sondern auch wesentliche Anleihepositionen halten. Die integrierte Betrachtung kann daher eine wesentliche Rolle in der Roadshowplanung der Unternehmen spielen. Aktionäre, die sonst nicht unter den Top 25 auftauchen, können bei einer integrierten Betrachtung durchaus unter den Top 10 der Investoren zu finden sein. Die Bondholder-ID ist eine maßgebliche Voraussetzung für die integrierte und damit vollumfängliche Investorenanalyse.
Hedgefunds als Anleiheinvestoren
Auch für das Aktivistenmonitoring spielen Bondholder-IDs eine wichtige Rolle. Es gibt mehrere Varianten des Bondholder Activism; Stakebuilding über Wandelanleihen ist eine beliebte Option. Die Identifikation der Anleiheeigner hilft, dieses frühzeitig zu erkennen, um schneller reagieren zu können. Auch größere Hedgefundpositionen geben wichtige Informationen für künftige Platzierungen.
Grüne Anleihen
Etliche Fonds haben sich speziell auf das in den letzten Jahren sehr erfolgreiche Segment ESG-Anleihen spezialisiert. Aktuell wird mit Spannung beobachtet, welchen Einfluss die wachsende ESG-Kritik in den USA auf dieses Marktsegment haben wird. Die kommenden IDs werden zeigen, welche Auswirkungen dies für den deutschen ESG-Anleihemarkt hat.
Zinsunsicherheit als Platzierungsherausforderung
Die aktuelle Situation stellt für die Notenbanken, Rentenfonds wie auch für die Unternehmen eine große Herausforderung dar. Zinsprognosen widerspiegeln die Unsicherheit und variieren ungewöhnlich stark. Die gezielte Ansprache der „Fixed Income“-Investoren durch die Unternehmen hilft gerade in diesen Zeiten, die Anleiheplatzierung zu beschleunigen und zu verbilligen. Dabei helfen Bondholder-IDs zu verstehen, wer die eigenen Anleihen gerade kauft, aber auch, welche Investoren die Anleihen der Peers aktuell im Portfolio haben. Es ist zu erwarten, dass in einer datengetriebenen Wirtschaft Unternehmen zukünftig vermehrt auch Bondholder-IDs als Entscheidungshilfe nutzen werden, um ihren langfristigen Erfolg zu sichern.
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